Status quo

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Nach einem Monat in Manresa ist es an der Zeit mein erstes Fazit zu ziehen. Das lässt sich am besten beim Frühstück in der Sonner auf dem Balkon machen :)

Bei jedem Anderen würde ich mir Sorgen machen, wenn er ohne Zimmer, dafür mit Zelt zu einem Auslandssemester aufbricht - aber bei dir Johanna hab ich keine Bedenken, du kriegst das immer irgendwie hin!

- Daniel -

Ich bin ja mittlerweile für solche Aktionen bekannt. Allerdings hab ich noch garnicht erzählt wie ich das jetzt eigentlich alles gelöst habe, zumal mein Start in Manresa nicht der Beste war. Das hole ich an dieser Stelle nach.

 

Meine Unterkunft

Nachdem ich mein Zelt auf dem Campingplatz aufgeschlagen habe, habe ich bestimmt auf 15 Zimmerangebote geantwortet und drei Zimmer angeschaut. Das eine war recht viel versprechend. Mir wurde gesagt, dass ich nur noch den anderen Mitbewohner kennenlernen muss, der allerdings gerade in Italien ist. Dementsprechend sollte ich 3 Tage warten. In der Zeit hat der Besitzer des Campingplatzes allerdings beschlossen, dass die Sommersaison vorbei ist und der Platz nur noch am Wochenende geöffnet hat. Also musste schnell was neues her.

Via Couchsurfing.com habe ich verschiedene Leute in Manresa angeschrieben und gefragt ob ich ein paar Nächte zur Überbrückung unterkommen kann, solange bis das mit der WG unter Dach und Fach ist. So bin ich bei Geraldine gelandet. Leider hat sich dann relativ schnell raus gestellt, dass das mit der WG nichts wird, weil man mir keinen Mietvertrag schreiben möchte. Der ist jedoch Voraussetzung für mein Auslandsbafög, daher lies sich da keine Lösung finden.

In dem Moment habe ich kurzzeitig daran gezweifelt, ob ich wirklich immer alles irgendwie hin bekomme. Geraldine hat mir angeboten noch ein bisschen zu bleiben bis ich etwas finde. Allerdings ist das hier wirklich sehr schwierig. Meist bekommt man Zimmer von alleinstehenden, catalanischen Frauen angeboten, die sich maximal auf spanisch verständigen können und dabei noch doppelt so alt sind wie ich. Also nicht unbedingt meine Traumvorstellung von einer WG. Zumal das mit dem Mietvertrag für die meisten auch nicht ging. Ich war schon kurz davor so einen Kompromiss einzugehen, als Geraldine mir angeboten hat zu bleiben.

Wir haben uns innerhalb kürzester Zeit so ins Herz geschlossen, dass es mir auch schwer gefallen wäre die Kompromisslösung zu wählen. Den Leuten erzählt sie, dass sie mich schlafend unter einer Brücke gefunden hat und mich zuhause aufgepäppelt hat, wie ein krankes Kätzchen :)

Ich kann mir keine bessere Mitbewohnerin vorstellen!

 

Das Land

Ich liebe Spanien und ich liebe die Region hier. Hier gibt es neben wunderschönen Berglandschaften auch strahlende Strände. Das Wetter ist wesentlich milder als bei uns und selbst jetzt im Oktober haben wir noch sommerliche Temperaturen.

 

Hier gibt es super leckeres Essen. Ich werde die frischen Avocados, Oliven und Mangos vermissen wenn ich wieder in Deutschland bin. Das kann man nicht mit dem vergleichen was man in Deutschland kaufen kann. Ich versuche bei jeden Besuch im Restaurant eine neues, kulinarisches auszuprobieren. Bislang hat mich noch nichts enttäuscht - nur die deutsche Schokolade vermisse ich ein bisschen :-)

Portem un nou mon als nostres cors

    Wir  bringen eine neue Welt in unsere Herzen

- Spruch der catalanischen Unabhängigkeitsbewegung -

 

Die Leute

In Spanien sind die Leute super nett und hilfsbereit. Allerdings habe ich festgestellt, dass das aber öfters ein bisschen gestellt ist. Hier in Manresa sind die Leute sehr eingeschworen und nicht so offen. Generell liegt das aber denke ich auch an dem catalanischen Patriotismus. Die Menschen sind wesentlich freundlicher wenn man mit ihnen Catalan spricht anstatt Spanisch. Mit Englisch kommt man hier, wie bereits erwähnt, nicht sonderlich weit.

Viele möchten auf Catalan angesprochen werden und sind der Meinung, dass wenn man hier studiert, dann sollte man auch diese Sprache lernen und sprechen. Das es wohl kaum eine Uni im Ausland gibt, an der es Catalan Sprachkurse gibt, das wollen sie nicht wahrhaben. Da hab ich schon die ein oder andere Diskussion ziemlich erfolglos geführt.

Auch unter den Studenten ist das hier so. Wer in Manresa aufgewachsen ist, der studiert selbstverständlich auch hier. Man kennt sich hier, das macht es schwer in die Studentenkreise zu kommen. Jeder der mich kennt weiß, dass es mir recht leicht fällt in Kontakt mit anderen Leuten, insbesondere mit Studenten zu kommen. Das hier ist allerdings schon eine harte Nuss. Aber man kann auch nicht erwarten, dass man nach 4 Wochen in einer anderen Stadt, in einem anderen Land genauso viele Leute kennt wie in der Heimat.

Trotz alldem habe ich schon ein paar kennengelernt. Zum Beispiel Joel. Er studiert hier im Bachelor und geht im nächsten Semester für ein Auslandssemester nach Wien. Er lernt gerade Deutsch und hat Privatunterricht bei meiner Mitbewohnerin. Das ist echt super einen Kommilitionen zu haben, der Englisch spricht und mit dem man mal einen Kaffee trinken kann und mal raus kommt.

Ansonsten gibt es da noch Michael, den zweiten Erasmusstudenten der Uni. Seit ich ihn kenne fällt es mir an der Uni ein bisschen leichter. Wir sind quasi Leidensgenossen und unternehmen des öfteren mal was. Wir waren zum Beispiel gemeinsam auf der Erasmusfahrt nach Frankreich. Es ist auch einfach schön mal Deutsch sprechen zu können. Ich merke wie ich zum Teil schon Worte vergesse :)

 

Uni

Ich denke man konnte bislang schon zwischen den Zeilen lesen, dass es mir an der Uni nicht so gut gefällt. Mir war bewusst, dass es ein anderes studieren sein wird als in Deutschland, allerdings habe ich es mir total anders vorgestellt. Da ich davon ausgehe, dass sich noch andere für ein Auslandssemester hier bewerben, habe ich das auch meiner Erasmuskoordinatorin aus Deutschland zurück gemeldet.

Für meine Bewerbung habe ich ein A2 Spanisch und ein B1 Englisch Niveau gebraucht. Nachdem auf der Website steht, dass hier Kurse auf Englisch angeboten werden, dachte ich dass es ausreichend ist. Allerdings gibt es hier im Master Studium KEINEN Kurs auf Englisch. Die Kurse sind hier eigentlich alle auf Catalan, nur auf Nachfragen ist es möglich den Kurs auf Spanisch abzuhalten. Die Hausaufgaben und Lernmaterialien sind trotzdem zum Teil noch auf Catalan und nicht jeder Professor ist gewillt daran etwas zu ändern. Ich durfte mir hier Sätze anhören wie: Naja wenn du es nicht verstehst benutz google translate.

Die Professoren sprechen auch so gut wie kein Englisch. Wir sind im kompletten Master sieben Studenten. Daher wird hier Frontalunterricht gemacht. Mein A2 Level in Spanisch reicht nur bedingt aus den Veranstaltungen zu folgen, dementsprechend wäre ein höheres Sprachniveau von Vorteil. Wie ich das mit den Prüfungen machen weiß ich noch nicht so genau, aber ich finde da noch eine Lösung. Vielleicht schreibe ich einfach anstatt einer schriftlichen Prüfung einen Abstract über die behandelten Themen.

Da mein Studiengang ein Nachmittagsstudiengang ist, habe ich immer erst ab 16 Uhr Vorlesungen. Das hat Vor- aber auch Nachteile. Ich belege hier drei verschiedene Kurse: Biologische Behandlung von Abfallstoffen, Analysemethoden für natürliche Ressourcen und die Umwelt und Buisness English. Wobei ich sagen muss, dass die Kurse sich nach wesentlich mehr anhören, als es tatsächlich ist. In den fachlichen Kursen wiederhole ich quasi meinen Bachlorstoff. Das ist nicht weiter schlimm, so fällt es mir leichter etwas zu verstehen, da es ja auf Spanisch ist. Buisness English, ohne gemein sein zu wollen würde ich es eher als Grundschul-Englisch bezeichenen. Das ist ein Bachelorkurs, den ich gewählt habe, um in Kontakt mit Leuten zu kommen und bei dem ich auch mal ein bisschen mehr als zwei Sätze reden kann. :)

Der Erasmuskoordinator an der EPSEM ist eigentlich Mathe-Professor und hat dementsprechend eigentlich keine Zeit sich um die Erasmusstudenten zu kümmern. Es gibt hier keine Sprachkurse oder Einführungsveranstaltungen, noch nicht mal jemanden der einem erklärt wie man sich im PC-Pool einloggt. Die Homepage mit dem Intranet der EPSEM ist nur zur Hälfte in der englischen Version verfügbar. Sprich z. B. den Stundenplan kann man nur auf der catalanischen Version erstellen. Ins Intranet konnte ich mich in den ersten 3 Wochen nicht einloggen, weil ich nicht eingeschrieben war. Zum Glück ist irgendwann eine von meinen Professorinnen auf die Idee gekommen mir einen Zugang  über einen Gastzugang zu ermöglichen. Sonst hätte ich auch keinen Zugang zu den Lernmaterialien gehabt (wir haben letzte Woche schon den ersten Test geschrieben).

Das alles ist schon sehr anstrengend hier, vorallem da man recht wenig Hilfe bekommt. Glücklicherweise habe ich Joel kennengelernt. Er dolmentscht für mich wenn ich etwas aus dem Sekretariat brauche. Das macht es für mich schon viel einfacher. Ich habe beschlossen, dass dieses Semester ein schönes Semester werden soll und ich das Beste daraus machen will. Nachdem meine Mitbewohnerin auch Deutschlehrerin ist, gibt es jetzt eben in Eigenregie regelmäßig Deutsch und Spanisch Unterricht zuhause.

 

Mein Plan für dieses Semester

Wie schon gesagt versuche ich das absolute Maximum aus dem Semester raus zu holen und möglich viel zu sehen. Nachdem ich nur an drei Tagen in der Woche Vorlesung und somit ein ziemlich langes Wochenende habe, bin ich viel unterwegs. Meiner Meinung nach ist das Leben immer nur so schön wie man es sich macht. Ich werde es mir schön machen und da es von Uniseite aus kein Erasmusfeeling gibt, haben Michael und ich beschlossen einfach die Erasmusveranstaltungen in Barcelona zu besuchen um Leute kennenzulernen. Das was ein Ersmussemester ausmacht, sind neben dem Land in dem es ist meiner Meinung nach nämlich die Menschen aus aller Welt, die man dabei kennenlernt.

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